Leben

„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts.

Leben muss man es vorwärts“

Søren   Kiergegaard

(1813- 1855)

dänischer Theologe und Philosoph

 

Das Wort Biografie kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Worten Bios, was Leben bedeutet und Grafie, was malen bzw. schreiben bedeutet zusammen. Es ist also das Beschreiben des eigenen Lebens.

 

Unsere täglichen Erlebnisse, Begegnungen und Tätigkeiten können wir in ihrer Bedeutung für unser Schicksal meist nicht unmittelbar ganz verstehen und begreifen. Wenn wir uns jedoch mit unserer Biografie auseinandersetzen, wird uns mehr über unser eigenes Handeln und die Geschehnisse in unserem Leben verständlich.

 

So können Ereignisse in der Kindheit oder in der frühen Jugend uns so tief geprägt haben, dass sie unser weiteres Leben, ganz oder teilweise bestimmten. Darum können besondere Erlebnisse aus der Vergangenheit, uns in der Gegenwart ein gutes Verständnis zum eigenen Leben geben. Dies könnte ein Unfall gewesen sein, ein Familienereignis, aber auch die Begegnung mit Menschen, die uns in irgendeiner Weise inspiriert haben.

 

Alles, was wir erlebt haben, hat uns dahin geführt, wo wir heute stehen. Im Moment des Erlebens sind uns die Verknüpfungen, die daraus entstehen, nicht bewusst. Nach einer gewissen Zeit, manchmal viele Jahre später, erkennen wir, welche Weiche das Leben für uns gestellt hat. Vielleicht war eine negative Erfahrung notwendig, um aufzuwachen und den eingeschlagenen Kurs zu ändern.

 

Rückblickend erkennen wir, dass nicht alles so verlief wie wir es uns gewünscht oder geplant haben, weil es zum Teil nicht vorhersehbar oder nicht in unserem Einfluss war.

 

Das Ungeplante was uns begegnet oder die Situation in die wir „ungewollt hineingeraten“, erfordert von uns mit zunehmenden Bewusstsein, die geistige Aufmerksamkeit, uns nach innen zu richten und bereitwillig zu prüfen, welche Aufgabe uns hier das Leben stellt. Manchmal verlangt das Leben dann den Zustand mit Humor zu nehmen oder aber die vom Schicksal gestellte Aufgabe ohne zu zögern anzugehen.

 

Wenn wir glauben, dass wir selbst allein uns die Aufgaben im Leben aussuchen, so ist dies ein Irrtum. Bei den positiven Erlebnissen können wir ja sagen, dass das geplant war, bei den „Unfällen“ und „Katastrophen“ entziehen wir uns eher schnell der Verantwortung und geben diese an andere ab. In letzter Konsequenz, ob bewusst oder unbewusst, tragen wir selbst in unserem Handeln die volle und ganze Verantwortung. Das Leben, welches wir durch den Schöpfer Gott erhalten haben, ist ein Geschenk an uns als Lernende, die wir die Aufgabe haben, dieses anzunehmen um uns hier auf Erden in unserer Persönlichkeit zu entfalten und weiter zu entwickeln.

 

Søren Kiergegaard hebt in seinem Zitat hervor, dass wir das Leben vorwärts leben müssen. Er möchte uns bestimmt mitteilen, dass es ein großer Irrtum ist, an den stattgefundenen Geschehnissen zu zweifeln, nach dem Motto: „Ach hätte ich das gewusst, dann hätte ich….“

Gerade die „unguten Erfahrungen“ gilt es als Chance zu sehen um daran zu wachsen, zu reifen und letztlich auch dankbar dafür zu sein, eine Aufgabe gestellt zu bekommen, die uns helfen soll in unserem Weiterkommen im Leben hier auf Erden. Würden wir alles schon im Voraus wissen, so würden wir bestimmt oftmals Reißaus nehmen und den bevorstehenden „Auftrag“ verweigern oder mit unserem Ego umschiffen oder an andere verweisen. Dennoch ist es aus höherer Sicht richtig, auch diese Herausforderungen mutig anzugehen und darauf zu vertrauen, dass Gott und das Leben, uns die Aufgaben stellen, die wir bewältigen können, auch wenn wir im Moment nicht wissen wie der Ausgang aussieht.

 

Es ist eine reiche Erkenntnis rückblickend zu sehen, wieviel Mut wir entwickelt haben um bestimmte Lebenssituationen zu meistern und wie unser Vertrauen dadurch gewachsen ist.

 

 

Durch diese Erkenntnis, lernen wir das Leben besser zu verstehen. Wenn wir dann in kurzen Intervallen eine geistige „Rückschau“ halten, werden wir immer mehr das Leben in Dankbarkeit und Achtung annehmen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Erhardt (Sonntag, 16 April 2023 09:04)

    Lieber Uli, dein Beitrag hat mich neu motiviert an meiner Biografie, die ich vor zwei Jahren begann und dann wegen der Pflege meiner Frau pausierte, weiter zu arbeiten. Im Rückblick erkenne ich, dass Gott mein Leben plante und mich motivierte es sinnvoll zu gestalten. Pastor Wolfgang Müller schrieb dazu unter dem Thema "Von Gott geführt" ( siehe https://erhardt-stiefel.de/index.php/2023/04/15/von-gott-gefuehrt/ ) folgende Erkenntnis:
    "Ich beginne zu verstehen, was es bedeutet: Er gebe dir, was dein Herz begehrt, und erfülle alles, was du vorhast! (Psalm 20, 5). Gott gab uns das Leben, aber für Inhalte müssen wir sorgen."
    Das erlebe ich nun über 80 Jahre - und bin dankbar dafür. Gott segne dich!